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Dr. Jürgen Gamweger
Geschäftsführender Gesellschafter der successfactory management coaching gmbh, Spezialgebiete:
- Business Agility, Agile Development
- Product Engineering
- Six Sigma und Design for Six Sigma
- Strategie und Kennzahlen
- Business Excellence
Ein kritischer Blick auf die Evolution und Zukunft der Agilität
Die Agilitätsdebatte: Bullshit-Bingo oder echter Mehrwert?
Agilität ist seit Jahren das Schlagwort in der Unternehmenswelt. Doch ist sie wirklich der heilige Gral oder nur ein weiteres Buzzword, das dem „Bullshit-Bingo“ zum Opfer fällt? Unternehmen stehen unter massivem Marktdruck und setzen vermehrt auf klassische Elemente, was oft zu einer ineffektiven „Schönwetteragilität“ führt. Die ursprüngliche Idee, frühzeitig Business Value zu liefern, gerät in den Hintergrund
Wo Agilität Sinn macht – das Cynefin Framework
Laut dem Cynefin Framework von Dave Snowden ist Agilität nicht überall die beste Lösung. In komplexen Systemen, in denen Ursache-Wirkungs-Beziehungen erst im Nachhinein verstanden werden können, entfaltet Agilität ihr volles Potenzial. Hier ist die Flexibilität und iterative Vorgehensweise entscheidend. Doch in klar strukturierten, vorhersehbaren Bereichen führt sie eher zu Ineffizienz
Die Schattenseiten der Agilisierung
Viele Unternehmen haben Agilität unreflektiert eingeführt und bestehende Strukturen einfach mit agilen Methoden überlagert. Das Resultat? Noch mehr Komplexität und ineffiziente Parallelstrukturen. Agile „Systeme“ sind oft weit entfernt von der ursprünglichen Leichtigkeit. Systematische Verbesserung wird selten konsequent umgesetzt, wodurch agile Organisationen nicht immer erfolgreich sind
Agilität um jeden Preis?
Die Einführung agiler Methoden ist nicht kostenlos – im Gegenteil. Organisationen leiden unter ineffizienten Meetings, unklaren Verantwortlichkeiten und einem steigenden administrativen Aufwand. Besonders bei SAFe-Implementierungen zeigt sich, dass zu viele Rollen und Zeremonien ohne echten Mehrwert eingeführt werden. Das führt zu Ineffizienz und Kostenexplosionen
Effizienz als Schlüssel zur Agilen Transformation
Was kann man also tun? Hier sind die drei Top-Empfehlungen für eine erfolgreiche agile Transformation:
Agile Systeme mit Effizienzpfaden entwerfen – Flexibilität ermöglichen, aber klare Strukturen beibehalten. Beispielsweise kann ein PI-Planning in einem Tag mit reduziertem Teilnehmerkreis erfolgen anstatt zwei volle Tage in Anspruch zu nehmen.
Keine dauerhaften Parallelstrukturen zulassen – Agile Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn klare Verantwortlichkeiten definiert sind und überflüssige Meetings eliminiert werden. Systematische Messungen helfen, Verbesserungen nachzuweisen.
„Relentless Improvement“ ernst nehmen – Agilität ist kein statischer Zustand, sondern ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Unternehmen müssen nicht nur im System arbeiten, sondern am System, um langfristig erfolgreich zu sein
Fazit: Eine neue Generation der Agilität?
Der agile „Beauty Contest“ ist vorbei – Effizienz ist das neue Ziel. Unternehmen müssen sich von dogmatischen agilen Prinzipien verabschieden und Agilität als pragmatische Methode zur Wertschöpfung verstehen. Vielleicht stehen wir am Beginn von „Agile Generation Two“ – einer schlankeren, flexibleren und wirtschaftlich sinnvolleren Form der Agilität